Montag, 26. September 2011

Von Sucht und Suchtgedächtnis

„Jeder spinnt auf seine Weise, der eine laut der andre leise.“

Ätherische Öle im Bereich der Sucht:
Von Sucht und Suchtgedächtnis
Am Anfang dieser Geschichte soll ein persönliches Erlebnis stehen, welches meine Meinung bzgl. ätherische Öle und Suchtbehandlung stark beprägt hat.

Es war vor etwa 14 Jahren (~ 1995) als ich jemanden über die Großartigen Erfolge einer Suchtentwöhnung gänzlich ohne Pharmazie und „Bewusstseinsveränderung“ reden hörte. Anfangs interessiert lauschend, konnte ich mich doch rasch am Gespräch beteiligen und hörte mit Erstaunen, dass hier weder Ärzte noch Therapeuten die „Patienten“ betreuen würden. Selbstverständlich gebe es aber eine ärztliche Leitung und sanitätsbehördliche Genehmigungen.
Mein Gegenüber erzählt voll Stolz, wie toll ihnen der Ausstieg aus den schulmedizinischen Zwängen und den gewohnten Lehrmeinungen gelungen sei. Und irgendwann, entschloss er sich doch noch, seinen wissbegierigen Zuhörern das ultimative Geheimnis zu verraten:
Pflanzen – und speziell deren ätherische Öle.

Diese wären für den Zauber des Erfolgs verantwortlich und würden „Unmögliches“ bewirken.

So schnell wie meine Faszination und die der anderen Zuhörer vorhanden war, so schnell verflog sie nun auch wieder. Und über kurz oder lang, hatten sich alle wieder anderen Gesprächsthemen gewidmet.

Nichts desto trotz, hielt mich dieses Thema im Bann. Immer wieder bin ich in meiner Vergangenheit auf ähnliche Aussagen und Berichte gestoßen – glauben konnte ich es nie!

In meinem beruflichen Leben habe ich auch hauptsächlich die Zeit des Entzugs wahrgenommen und kaum Erfahrungen im Bereich der Entwöhnung sammeln können. Durch verschiedenste Beratertätigkeiten in diversen Entwöhnungseinrichtungen und einige Schüler, konnte ich in den letzten 5 Jahren aber auch hier meine Hausaufgaben machen – und bin wiederum beim Thema Sucht und ätherische Öle gelandet.
Leider gibt es auf diesem Gebiet auch unter Aromatologen sehr unterschiedliche Ansätze und „Glaubenssätze“. Ich selbst bin aber zu der Überzeugung gelangt, dass Aromapflege hier genauso unterstützend wirken kann, wie in allen anderen Fachbereichen. Eine alleinige Therapie/Behandlung mit ätherischen Ölen in Entzug oder Entwöhnung scheint mir jedoch wenig zielführend.

Aber nun etwas Konkreter:

Ätherische Öle und Neurobiologie
Seit vielen Jahren wissen wir nun schon um die neurobiologischen Zusammenhänge bzgl. ätherischer Öle – Begriffe wie Neurotransmitter, Solar Plexus, Blut-Hirn-Schranke und Reizschwelle sind uns allen vertraut. Auch gibt es umfassende Studien und wissenschaftliche Berichte zu diesem Thema. Man muss sich nur einmal die Mühe machen und Suchmaschinen wie www.pubmed.com durchforsten, schon hält man reihenweise Abstrakte zu diesem Thema in Händen.
Auch wissen wir, dass ätherische Öle immer „ganzheitliche“ wirken und niemals ein Neurotransmittersystem alleinig beeinflussen, sondern immer das gesamte System. Zumal gerade das System der Neurotransmitter sehr eng ineinander fließt und sich immer gegenseitig beeinflusst.
Besonders gut erforscht sind hier:
• Lavendel – Diazepinrezeptor
• Narde – GABA, Diazepinrezeptor
• Bergamotte - Serotonin

Sucht und Neurobiologie
Auch im Bereich der Suchterkrankungen – und allen anderen psychischen Erkrankungen – steigt unser Wissen um die neurobiologischen Zusammenhänge. So gibt es klare Forschungsergebnisse rund um das Belohnungszentrum (nucleus accumbens) und dessen Hauptsteuerungselement: DOPAMIN.

Suchtmittel wirken, indem sie die Ausschüttung, Anbindung oder Wiederaufnahme von NT hemmen. Die unterschiedlichen Wirkungen von Suchtmitteln erklären sich unter anderem, durch die versch. NT-Systeme (…). Der Neurotransmitter Dopamin wird hauptsächlich im sog. Belohnungszentrum ausgeschüttet (=Suchtzentrum!) und als einziger Botenstoff von ALLEN Suchtmitteln beeinflusst è übermäßig hohe Ausschüttung!

Der Nucleus accumbens besitzt viele Andockstellen für Dopamin, welche auf Schlüsselreize (Belohnung) regieren. Jeder neue Reiz vertieft das vorhergehende Erlebnis. Dies bedeutet unter anderem, dass in den therapeutischen Maßnahmen vor allem auf Schlüsselreize durch Gewohnheiten zu reagieren ist.

Gewohnheiten (ändern):
Wie? Welche Möglichkeiten ergeben sich durch ätherische Öle?


Es reicht auch hier wieder ein kurzer Blick ins WWW mit Suchbegriffen, wie Suchtgedächtnis und Belohnungszentrum aus, um sich auf den aktuellsten Stand der Wissenschaft zu bringen.

Sucht und ätherische Öle
Nun liegt es klar auf der Hand:
 ätherische Öle wirken auf neurobiologischer Ebene, wirken ausgleichend auf das Botenstoffsystem (Neurotransmitter)
 Sucht kennzeichnet neurobiologisch immer ein Ungleichgewicht im Bereich der Botenstoffe

 Diazepinrezeptor anhängige Pharmazeutika werden zur Suchtbehandlung eingesetzt
 Eindeutige Diazepinrezeptor – Affinität von einigen äÖ wurde wissenschaftlich nachgewiesen (Lavendel, Narde)

 Gewohnheiten ändern, heißt Schlüsselreize eliminieren
 Schlüsselreize eliminieren, heißt aktive Rückfallsprophylaxe

Naja, klar vor Augen haben wir nun alle Puzzelteile, aber wie werden sie zusammengefügt?
Wie immer, zeigt sich auch hier, dass die Wissenschaft dem Erfahrungsschatz einzelner hinterherhinkt. Denn obwohl wir bereits vieles wissenschaftlich belegen können, haben wir immer noch eine Reihe von Fragen vor uns:
1. Wie genau wirken welche äÖ auf unser NT-System?
2. Welche äÖ können sich positiv bei der Etablierung neuer Gewohnheiten und Muster auswirken?
3. Wie kann man erklären, dass äÖ (wie etwa Lavendel) Diazepinrezeptoren ganzheitlich beeinflussen im Sinne einer ausgleichenden Wirkung, ohne den Regelkreis der Sucht neu anzufachen?
4. …?

Pflegerische Maßnahmen in der Entwöhnungstherapie:
Umgesetzt werden hier vor allem adjuvante Maßnahmen der Aromapflege. So finden sich psychoedukative Elemente im Bereich des Wahrnehmungstrainings und der Sinnesschule wieder. Auch werden Fantasiereisen und andere Entspannungstechniken mittels Beduftung unterstützt, um so die positiven Empfindungen und positiven Muster mittels Duftgedächtnis weiter zu verankern.
Viele weitere pflegetherapeutische Einsatzmöglichkeiten befinden sich bereits in aktiver Ausübung und von dem einem oder anderen Haus sind in Zukunft auch wissenschaftlich untermauerte Erfahrungsberichte zu erwarten.


Eines ist sicher – es bleibt spannend, auch wenn man es am Anfang gar nicht glauben möchte!



Vieles gebe es hier noch zu berichten, für einen ersten Einblick ist es aber mehr als ausreichend. Ich stehe mit meinem Wissen aber gerne für Fragen und Anregungen zur Verfügung. Auch vermittle ich gerne den Kontakt zu Fachpersonen, die bereits ätherische Öle in ihrem Alltag anwenden.



Meine Erfahrungen und Berichte in diesem Artikel beziehen sich auf meine Arbeit an den Landeskrankenhäuser OÖ. sowie danach in meiner freie Pflegepraxis. Mischungen und Rezepturen stammen tw. von erfahrenen Pflegexperten.


Claudia Arbeithuber

User Status

Du bist nicht angemeldet.

Herzlich Willkommen

Mein Name ist Claudia Arbeithuber, ich bin dipl. psychiatrische Gesundheits- und Krankenschwester und arbeite seit nunmehr 9 Jahren in der freien Pflegepraxis. Ich beschäftige mich mit: ätherischen Ölen, komplementäre Heilmethoden, Duftberatung und halte Seminare zu diesen Themen. Ich unterrichte auch in der Krankenpflegeschule und habe eine Ausbildung zur Aromapflege nach §64 mitbegründet. Ich wünsche viel Spaß beim Stöbern in meinen Unterlagen. Liebe Grüße Claudia

Aktuelle Beiträge

Kongressbericht Basel...
«Aromapflege in Kooperation mit psychiatrischen Pflegeinterventionen» Abst rakt Claudia...
aromapraxis - 18. Dez, 00:55
Bewährte Rezepturen
Gerne möchte ich Ihnen nunmehr meine gesammelten, bewährten...
aromapraxis - 18. Dez, 00:49
Artikel NATURaromen -...
Ätherische Öle – von der Basisanwendung zur professionellen...
aromapraxis - 30. Aug, 23:38
2011
Im Jahr 2011 hat sich bereits vieles getan - vieles...
aromapraxis - 26. Sep, 21:09
Von Sucht und Suchtgedächtnis
„Jeder spinnt auf seine Weise, der eine laut der andre...
aromapraxis - 26. Sep, 21:03
Aromaküche - Süße Köstlichkeiten
SÜßE KÖSTLICHKEITEN der Aromaküche: Unter Aromaküche...
aromapraxis - 26. Sep, 20:59
Die Sprache der Symbolik...
All unser Handeln, unsere Sprache, unser Wissen wird...
aromapraxis - 26. Sep, 20:50
"Süße Köstlichkeiten"
Passend zum Thema, fand in Linz ein Themenabend statt....
aromapraxis - 12. Okt, 18:47

Suche

 

Meine Kommentare

Archiv

September 2011
Mo
Di
Mi
Do
Fr
Sa
So
 
 
 
 1 
 2 
 3 
 4 
 5 
 6 
 7 
 8 
 9 
10
11
12
13
14
15
16
17
18
19
20
21
22
23
24
25
27
28
29
30
 
 
 

Aktuelles
Aroma Wellness
Aromaküche
Kongressberichte
psychiatrische Pflege
Profil
Abmelden
Weblog abonnieren