Dienstag, 17. November 2009

Psychiatrische Pflege und ätherische Öle in der freien Pflegepraxis - eine mögliche emanzipierte Zukunftsvision der Pflege!?

6.Dreiländerkongress Psychiatrische Plege "Leadership" 19.-20.11.2009 in Wien, Baumgartnerhöhe


Psychiatrische Pflege und ätherische Öle in der freien Pflegepraxis – eine mögliche emanzipierte Zukunftsvision der Pflege?



Die Tätigkeit als freiberufliche diplomierte Gesundheits- und Krankenschwester ist in weiten Teilen Europas seit vielen Jahren etabliert. Im somatischen Bereich wird dieses Arbeitsfeld heute auch nicht weiter in Frage gestellt. Die Vorraussetzungen zur Abrechnungen mit den Krankenkassen sind gegeben, die Tarife festgesetzt, klare Qualitätskriterien festgelegt und die allgemeine Hauskrankenpflege bei Laien wie Fachpersonal anerkannt. Nicht so in der psychiatrischen Pflege.



Die Situation der freiberuflichen psychiatrischen Pflege in Österreich

In Österreich hatte es lange keine rechtliche Grundlage zur freiberuflichen Ausübung der psychiatrischen Pflege gegeben. Erst mit der Novelle des GuKG (Gesundheits- und Krankenpflege Gesetz) im Jahre 1997 wurde der juristische Grundstein für diese Tätigkeit gelegt. Zuvor war es lediglich der allgemeinen Krankenpflege gestattet.
Mittels Qualifikationsnachweises, Strafregisterauszug und ärztlichem Attest konnte von nun an, bei der zuständigen Bezirksverwaltungsbehörde, ein Antrag zur freiberuflichen Berufsausübung gestellt werden. Dieses Angebot wurde sofort von einer großen Anzahl psychiatrischer Gesundheits- und Krankenpflegpersonen genützt. Sie haben den Antrag gestellt, eine positive Meldung erhalten – und dann, nach langem hin und her nicht gewusst, wie sie diese Möglichkeit für sich weiter nutzen könnten.

Viele haben nach langer, harter Arbeit erfahren müssen, dass die rechtliche Grundlage alleine noch keine Etablierung im Gesundheitssystem oder gar eine Anerkennung bedeutet.
Seitens der Krankenkassen gibt es kaum Standards bzw. Verrechnungsmöglichkeiten für psychiatrische Pflege im extramuralen Bereich. Aber auch seitens der Angehörigen oder Hausärzte wird oftmals keine Notwendigkeit einer weiteren pflegerischen psychiatrischen Betreuung gesehen – Facharztkontrollen: ja, betreuende Einrichtungen/Tagesstrukturen/Arbeitsassistenz: ja, psychiatrische Pflege: ?.
Viele wissen meist gar nicht, was psychiatrische Pflege ist. Was sie ausmacht. Es fehlt an der Basisinformation der Bevölkerung. Pflege ist da, o.k. Pflege ist im Krankenhaus, ja. Aber was soll die Pflege in der außerklinischen Betreuung im psychiatrischen Bereich machen. Was kann sie tun, was nicht auch eine ungeschulte Person auch könnte?
Das mangelnde Bewusstsein und die fehlende Information über unseren Berufsstand, sind hier die größten Probleme mit denen wir zu kämpfen haben.
Auch fehlte es an der notwendigen Beratung und Begleitung der freiberuflich Tätigen seitens der Behörden.

So mancher hat schließlich „aufgegeben“ oder arbeitet nun auf freiberuflicher Basis für eine Ambulanz, ein Krankenhaus, ein Altenheim beziehungsweise eine Langzeiteinrichtung. Der Traum einer eigenständigen, ambulanten psychiatrischen Pflege auf freiberuflicher Basis wurde für sie so jedoch nicht erfüllt.



Die Situation der freiberuflichen psychiatrischen Pflege in unseren Nachbarländern

In unseren Nachbarländern Deutschland und Schweiz ist die freiberufliche Ausübung der psychiatrischen Pflege fest im Gesetz verankert. Auch scheinen hier die Bereitschaft der Krankenkassen größer und die Kooperation mit den Krankenanstalten wie niedergelassenen Ärzten leichter vonstatten zu gehen als in Österreich.

Viele Kliniken in Europa arbeiten zunehmend an einer externen Versorgung und an der Umsetzung verschiedenster Projekte zur gemeindenahen psychiatrischen Versorgung. Auch Österreich ist hier vorne mit dabei. Gleichzeitig steigt die Zahl extramuraler Angebote wie auch freiberuflicher psychiatrischer Pflegepersonen. In der Schweiz wurde dies zum Anlass genommen, die Zusammenarbeit der freiberuflich Tätigen mit psychiatrischen Einrichtungen, Hausärzten und freipraktizierenden Psychiatern zu vertiefen und besser zu koordinieren.
Im Dezember 1998 starteten einige Pioniere mit der freiberuflichen Tätigkeit in Winterthur und schlossen sich zu einem Verein zusammen. Im Mai 2003 wurde er in die «Interessengruppe Gemeindepsychiatrie Winterthur und Umgebung - IG geps» umgeändert.
Von freiberuflich ambulant psychiatrisch Pflegenden wurde im Frühjahr 2008 schließlich der Verein Ambulante Psychiatrische Pflege VAPP gegründet, der sich mit großem Erfolg etablieren konnte.
Die rechtlichen und organisatorischen Vorraussetzungen sind vorhanden. Aber was noch wichtiger erscheint: die notwendige Akzeptanz der zahlenden Behörden, Angehörigen, Betroffenen und der psychiatrischen Einrichtungen ist gegeben.



Klinische und extramurale psychiatrische Versorgung in Österreich – ein Streifzug am Beispiel Oberösterreichs

Nach den Schrecken des Nationalsozialismus und der damit verbundenen Diskriminierung der psychisch Kranken, benötigte die Psychiatrie in Österreich doch einiges an Kraft und vor allem auch Zeit, um ihren Weg zu finden. Die großen Kliniken, fern von Familie und Heimat erwiesen sich rasch als nicht zukunftsweisend. Erste Projekte und Überlegungen wurden angestrengt. Seit vielen Jahren heißt die treibende Kraft in der Entwicklung der Psychiatrie Österreichs „Dezentralisierung“. Von den großen, zentralgelegenen Psychiatrien, hin zur gemeindenahen Versorgung.
In Oberösterreich entstand nach 10 Jahren Planung in Wels, mit der Psychiatrischen Klinik Wels, das erste dezentrale psychiatrische Krankenhaus mit Vollversorgung. Es folgten weitere Projekte und etliche Umstrukturierungen bis 2005 die Vollversorgung an 5 Standorten gesichert werden konnte: Wels, Steyr, Vöcklabruck, Braunau und Linz (Landes-Nervenklinik Wagner-Jauregg). Seit 2008 gibt es zusätzlich ein tagesklinisches Angebot in Freistadt.

Zeitgleich entwickelte sich in ganz Österreich, vor allem aber in Oberösterreich der Verein „pro mente“, der sich die außerklinische Versorgung psychisch Kranker zum Ziel gesetzt hat. Pro Mente etablierte sich in den Bereichen Wohnen, Tagesstruktur, Arbeitsassistenz, aber auch Beratung und Dienstleistung.

„In Oberösterreich erkannte man also schon vor längerer Zeit, dass die Zukunft nicht in zentraler, stationärer Behandlung liegt, die PatientInnen dazu zwingt, ihr gewohntes Umfeld, ihre Freunde und Familien zu verlassen. „Es geht darum, Hilfsangebote für Menschen mit akuten psychischen Erkrankungen und schweren seelischen Krisen in allen Regionen Oberösterreichs zu schaffen“, sagt Prim. Dr. Walter Aichinger.“
(Gespag, öffentliche Aussendung 2009)

Trotz aller Anstrengung von Politik, Kliniken, Psychologen, niedergelassenen Ärzten, Pro Mente und engagierten Einzelpersonen, sind jedoch auch heute noch viele weiße Flecken auf der Landkarte zu sehen. Gerade im stationären Alltag stellen wir immer wieder mit Erschrecken fest, dass manche unserer Patienten einfach in kein Angebotsschema „zu passen“ scheinen!? Dass die Wartezeiten und Erstgesprächstermine einfach zu lange auf sich warten lassen. Dass manche von ihnen nicht „gerne“ übernommen werden bzw. viele froh sind, dieses Patientenklientel von ihrem Angebot ausgrenzen zu können.

Es gibt viele Lücken, gerade im Übergangsbereich und der täglichen Begleitung von Betroffenen und deren Angehörigen. Doch solange die nötige Akzeptanz noch auf sich warten lässt, kann die psychiatrische Pflege nur schwer oder gar nicht tätig werden. Zu viele Steine gibt es derzeit noch, die den Weg blockieren.



Gescheiterte Projekte als Abschreckung?

Ein sehr engagierter Mitarbeiter hatte vor einigen wenigen Jahren versucht, sich im Zusammenschluss mit weiteren freiberuflich Tätigen und den umliegenden Gemeinden ein Netzwerk zur Versorgung psychisch Kranker aufzubauen. Sein Ziel war es, vorhandene Lücken möglichst mit individuellen Lösungen zu schließen und ein niederschwelliges Grundangebot zu etablieren.
Für dieses Unterfangen erstellte er ein fundiertes Konzept, erarbeitete ein Budget, eine Kosten-Nutzungsplanung und machte in seiner Freizeit Werbung für dieses Projekt.
Viele Menschen bestärkten ihn dabei. Hausärzte, Betroffene, Angehörige, Laien, aber auch Politiker gratulierten zu seinem Vorhaben und betonten stets die Notwendigkeit einer solchen Initiative.
Das Projekt sollte schließlich in die entscheidende Phase gelangen, die Kündigung am Arbeitsplatz war bereits geplant, als es zu einer entscheidenden Wende kam.
Nach beinahe 5 Jahren intensiver Arbeit, vielen privat investierten Euros, Vorgesprächen, Probeklienten, Arbeiten ohne Bezahlung, kam das AUS. Im letzten Moment erhielt er die knapp Mitteilung, dass sein Vorhaben nicht finanzierbar sei und derzeit kein Bedarf bestünde.

Nach so viel Engagement ein tiefer Rückschlag mit nachhallender Wirkung für alle „Enthusiasten“. Wie sollte man nun auf so ein „Vorzeigeprojekt“ reagieren? Sollte man seinen eigenen Weg versuchen? War man gescheiter, besser als der andere? Sollte man es so bleiben lassen, wie es ist und hoffen, ein anderer würde die Arbeit erledigen? Sollte man seine Träume fallenlassen und seinen Enthusiasmus begraben? Nein, soweit war ich noch nicht!



Von den eigenen Wünschen zur konkreten Umsetzung

Ich war zwar etwas enttäuscht, entsetzt und auch vor den Kopf gestoßen, da mir das beschriebene Projekt sehr umfassend und sicher erschienen war. Aber nichts desto trotz wollte ich an meinem Weg festhalten. Mein Ziel war es immer schon neben der Arbeit im stationären Bereich eine freie Pflegepraxis zu etablieren. Der stationäre Alltag sollte mich weiterbilden und mir den Anschluss an den beruflichen Alltag sichern. Die freie Pflegepraxis sollte mein Vorstellungen einer psychiatrischen Pflege widerspiegeln und so meine grundlegenden Bedürfnisse im Arbeitsalltag abdecken. Ich hatte viele Ziele und Wünsche, die es unterzubringen oder zu verwerfen galt. Noch konnte ich mich jedoch weder für das eine noch das andere entscheiden.
Dementsprechend schwierig gestalteten sich die Anfangsphase und die Einführung einer freien psychiatrischen Pflegepraxis.
Kein Mensch konnte sich etwas darunter vorstellen. Patienten, Klienten, Angehörige wie Ärzte als Partner galt es zu überzeugen, ebenso ein geeignetes Konzept auf die Beine zu stellen. Erschwerend war für mich die Tatsache, dass seitens der Versicherungen keine Bereitschaft zur Kostenübernahme oder Unterstützung bestand.

Ein geeigneter Aufhänger und ein kleiner „Köder“ mussten also gefunden werden. Jedoch nicht zum Preis der Seriosität. Immer noch wollte ich ausschließlich die psychiatrische Pflege anbieten und nicht in die Ecke der Esoterik abgestellt werden oder zum Verkaufsladen aversieren.

Als privaten Ausgleich besuchte ich einige Fortbildungen zum Thema Aromapflege, machte schließlich auch die Weiterbildung „Aromapflege“ und entdeckte diese schlussendlich als weiteres Steckenpferd für mich.

Nun wollte ich also die Arbeit auf der Station, die freie psychiatrische Pflegepraxis und die Aromapflege unter einen Hut bringen. Und das bei den eingangs beschriebenen Stolpersteinen und Problemen – Irre!

Aber die Zeit war auf meiner Seite. Im Boom der Wellnesszeit konnte ich mit der Aromapflege die nötige Aufmerksamkeit erlangen und einen ansprechenden Klientenstamm erzielen. Aus den anfänglichen Beratungen zu Wohlbefinden und Wellness wurden bald schon die ersten Kontakte zum eigentlichen Klientel aufgebaut. SIE hatten MICH gefunden!
Besonders gut ließen sich BorderlinepatientInnen und Klienten mit depressiver Verstimmung in das Konzept einbinden. Viele Menschen konnte ich so schon begleiten - als psychiatrische Krankenschwester, aber auch mit meinem Wissen um die Aromapflege. Ich konnte aber auch viele Informationen sammeln und bin dankbar über das Wissen, welches ich mir mit deren Hilfe aneignen durfte.

So entstand auch der Erfahrungsbericht “BorderlinepatientInnen in der Pflegepraxis unter Einsatz von Cananga odorata, Melissa officinalis sowie Santalum album“. Ein entsprechendes Plakat sehen sie im Rahmen des Kongresses.

Heute kann ich sagen, dass ich alle Facetten optimal miteinander verbunden habe. Eine für mich passende Lösung gefunden habe.
Aber noch bin ich nicht am Ende meines Weges. Es warten bereits neue Aufgaben auf mich, die ich ebenso in mein Konzept einbinden möchte. Aber auch hierfür wird sich eine Lösung finden lassen.


Lernziele im Workshop des diesjährigen 6.Dreiländerkongresses Psychiatrische Pflege

Umsetzen der psychiatrischen Pflege in der freien Pflegepraxis
Aggressionsbewältigung und Minderung von Selbstverletzung unter Begleitung mit Cananga odorata
Teamplayer freie Pflegepraxis

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Herzlich Willkommen

Mein Name ist Claudia Arbeithuber, ich bin dipl. psychiatrische Gesundheits- und Krankenschwester und arbeite seit nunmehr 9 Jahren in der freien Pflegepraxis. Ich beschäftige mich mit: ätherischen Ölen, komplementäre Heilmethoden, Duftberatung und halte Seminare zu diesen Themen. Ich unterrichte auch in der Krankenpflegeschule und habe eine Ausbildung zur Aromapflege nach §64 mitbegründet. Ich wünsche viel Spaß beim Stöbern in meinen Unterlagen. Liebe Grüße Claudia

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